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Überblick, Epochen & Ereignisse

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Pfalz Grona

Während – abgesehen von den archäologischen Funden – über das Schicksal des Dorfes Gutingi im frühen Mittelalter nicht viel bekannt ist, tritt mit der Pfalz Grona (dt. Grone) zwei Kilometer nordwestlich des Dorfes ein Ort deutlicher in der Geschichte hervor. Als neu erbaute Burg 915 urkundlich erwähnt, wurde sie später zur Pfalz ausgebaut. Diese über dem gegenüberliegenden Ufer der Leine auf dem südlichen Sporn des Hagenbergs gelegene Pfalz gilt mit ihren insgesamt 18 bezeugten Königs- und Kaiseraufenthalten zwischen 941 und 1025 als spezifisch ottonische Pfalz mittleren Ranges. Insbesondere für Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde war Grone ein beliebter Aufenthaltsort. Hierher zog sich Heinrich II. schwer erkrankt im Sommer 1024 zurück, wo er am 13. Juli 1024 verstarb. Die Burg verlor später ihre Funktion als Pfalz und wurde im 13. Jahrhundert zur Burg der Herren von Grone umgebaut. Zwischen 1323 und 1329 wurde sie von den Bürgern der Stadt Göttingen zerstört. Die Reste wurden 1387 von Otto dem Quaden wegen seiner Fehde mit der Stadt Göttingen abgetragen.
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Stadtgründung

An der zur Furt über die Leine führenden Straße, westlich des Dorfes Gutingi, entstand im Laufe der Zeit ein Wik (= eine kaufmännische Siedlung), das den Ortsnamen als „gotingi“ weiterführte und später 1230 als „Gotingen“ das Stadtrecht erhielt. Das nunmehr so genannte Alte Dorf, das der Stadt anfangs den Namen gab, war nicht die eigentliche Keimzelle der neuen Stadt; es lag vielmehr außerhalb der ersten Stadtmauer und ist noch im Stadtgrundriss als gesonderter Bereich um die Albanikirche und die heutige Lange-Geismar-Straße erkennbar. Unter welchen Umständen die Stadt Göttingen entstand, ist historisch nicht exakt zu bestimmen. Man geht davon aus, dass Heinrich der Löwe die Stadtgründung zwischen 1150 und 1180/1200 initiierte. In der Zeit zwischen 1201 und 1208 wird Pfalzgraf Heinrich, der Bruder Ottos IV., als Stadtherr angegeben. In dieser Zeit wurden bereits von Göttingen aus welfische Besitz- und Herrschaftsrechte wahrgenommen. Zu dieser Zeit wurden erstmals Göttinger Bürger (burgenses) erwähnt, was darauf schließen lässt, dass Göttingen bereits auf spezifisch städtische Weise organisiert war. Die Welfen verwalteten ihren Besitz um Göttingen von einem Hofe aus, der nördlich des alten Dorfes, am heutigen Ritterplan, lag und in späterer Zeit zu einer Burg, dem „Ballerhus“ (balrus) ausgebaut wurde. Die Ackerflur, die zu diesem Wirtschaftshof gehörte, wird als „Bünde“ (gebundenes Land) bezeichnet und so noch in spätmittelalterlichen Urkunden erwähnt. Die Hofleute besaßen ihren Wohnsitz neben dem Herrensitz. In enger Verbindung zum Hof und zur späteren Burg befand sich zudem die Jacobikirche, welche eine Stiftung Heinrichs des Löwen war, und ein südlich angrenzender Hof, der 1303 von Herzog Albrecht an das Kloster Walkenried verkauft wurde. Es liegt nahe, dass durch die Einbeziehung der Jacobikirche und des angrenzenden Hofes der gesamte Burgkomplex im Süden bis an die heutige Speckstraße sowie bis in die Nähe der Weender Straße gereicht haben mag. Göttingen war jedoch keine Reichsstadt, sondern den welfischen Herzögen von Braunschweig-Lüneburg unterworfen. Die landesherrlichen Statthalter hatten ihre Residenz in der Burg, die in der nordöstlichen Ecke der ältesten, vor 1250 errichteten Stadtbefestigung lag und an die noch der Name Burgstraße erinnert. Gleichwohl mussten die Herzöge der Stadt gewisse Freiheiten zubilligen und Kompromisse schließen. Göttingen wurde in der Frühzeit seiner Geschichte als Stadt in Konflikte der Welfen mit ihren Widersachern im südlichen Niedersachsen hineingezogen. Die Auseinandersetzungen in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts waren den politischen Interessen der Göttinger Bürger förderlich, und diese konnten die politisch-militärische Situation geschickt ausnutzen und sich umwerben lassen. In einer Urkunde aus dem Jahre 1232 bestätigte Herzog Otto das Kind den Göttingern die Rechte, die sie zur Zeit seiner Onkel – also Otto IV. und Pfalzgraf Heinrich – besessen hätten. Dabei wird es sich um solche Privilegien gehandelt haben, die den Handel erleichterten, am Ort wohnende Kaufleute schützten und Befugnisse der Göttinger Selbstverwaltung absteckten. Er stellte in Aussicht, dass die Stadt nicht in fremde Hände gelangen solle. Es ist davon auszugehen, dass spätestens zu dieser Zeit ein von den Bürgern gestellter Stadtrat und damit ein praktikables Instrument der Selbstverwaltung existierte. Namen von Ratsherren werden erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1247 genannt.
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Ausbau und Erweiterung

Der von der alten Stadtbefestigung zunächst geschützte Bereich umfasste den Markt, das heutige alte Rathaus, die beiden Hauptkirchen St. Johannis und St. Jacobi, die kleinere St.-Nikolai-Kirche, sowie die wichtigsten Verkehrswege Weender, Groner und Rote Straße. Außerhalb dieser Befestigung, vor dem inneren Geismarer Tor, lag noch das alte Dorf, das danach Geismarer altes Dorf genannt wurde, mit der Kirche St. Albani. Das Dorf gehörte im Hochmittelalter nur zu Teilen zum welfischen Herrschaftsbereich und konnte deswegen nicht an den städtischen Privilegien und am Schutz durch die Stadtmauer teilhaben. Geschützt wurde die Stadt zunächst durch Wälle, spätestens Ende des 13. Jahrhunderts durch Mauern auf den Wällen. Von dieser alten Stadtbefestigung ist nur in der Turmstraße der Mauerturm sowie ein Teil der Mauer erhalten. Das damals befestigte Areal umfasste maximal 600 mal 600 m, etwa 25 ha, und war damit zwar kleiner als Hannover, jedoch größer als die benachbarten welfischen Städte Northeim, Duderstadt und Münden. Die Genehmigung zur Errichtung des Walls wurde 1362 von Herzog Ernst von Braunschweig-Göttingen erteilt, der Bau zog sich schließlich über 200 Jahre hin. Nimmt man die von den Landesfürsten angeordnete Anlage von Außenwerken und die notwendigen Instandsetzungsarbeiten und späteren Verbesserungen hinzu, summiert sich die Bauzeit auf insgesamt 400 Jahre. Gewaltige Geldsummen und Anstrengungen waren nötig, um den Wall in einem solchen Zustand zu errichten, wie er auf alten Stichen und Plänen zu sehen ist. Zunächst bildete er einen einfachen Graben mit niedrigem Aufwurf, welcher durch Zäune und Knicks, später mittels Planken und einer niedrigen gemauerten Brustwehr verstärkt wurde. In ihrem Endzustand besaß der Wall eine starke Stützmauer und Brustwehr, einen breiten, aus einer Kette von Teichen zusammengesetzten Festungsgraben, mindestens 30 am Außenrand der Wälle errichtete Türme sowie eine Reihe von Schanzen und Außenbastionen. Vier Haupttore entstanden im Kontext zu den jeweiligen Toren der alten Stadtmauer und wurden als äußere Tore bezeichnet. Der südlich der Mauern fließende Bach Gote wurde um diese Zeit durch einen Kanal mit der Leine verbunden. Der danach Leinekanal genannte Wasserlauf der Leine führte wesentlich mehr Wasser in und durch die Stadt hindurch. Im Zuge der welfischen Erbteilungen erhielt 1286 Herzog Albrecht der Feiste die Herrschaft über Südniedersachsen. Er wählte Göttingen zu seinem Herrschaftssitz und zog in die in der nördlichen Altstadt befindliche Burg, das Ballerhus (auch Bahlrhus) ein. Von diesem wurde außerhalb der Mauern im Westen auf der gegenüberliegenden Seite des Leinekanals eine Neustadt, ein beidseitig bebauter Straßenzug von nur etwa 80 m Länge, noch vor 1300 angelegt. Albrecht beabsichtigte mit der Neugründung ein Gegengewicht zur wirtschaftlich und politisch schnell wachsenden Stadt zu schaffen, um von diesem Stützpunkt aus seine Macht neu zu festigen. Der Herzog konnte das aufstrebende Göttingen jedoch nicht daran hindern, sich nach Westen weiter auszudehnen, da es dem Göttinger Rat gelang, der Neustadt alle Entwicklungsmöglichkeiten zu verbauen. Nachdem sich das Projekt schlecht entwickelte, kaufte der Rat der Stadt Göttingen diese unangenehme Konkurrenzgründung im Jahre 1319 für nur 300 Mark auf. Im Süden an die Neustadt wurde zunächst als Pfarrkirche der Neustadt die St.-Marien-Kirche errichtet, die im Jahre 1318 mitsamt den angrenzenden Höfen dem Deutschen Ritterorden übertragen wurde. Am Rande der Altstadt wurden zudem im späten 13. Jahrhundert zwei Klöster gegründet. Im östlichen Teil der Altstadt, auf dem Gelände des heutigen Wilhelmsplatzes, wurde zunächst ein Franziskanerkloster errichtet. (→ eigener Artikel: Franziskanerkloster Göttingen) Nach Angaben des späteren Stadtchronisten Franciscus Lubecus sollen sich die Brüder des 1210 gegründeten Franziskanerordens seit 1268 dort angesiedelt haben, möglicherweise aber auch bereits 1246. 1306 wurde wahrscheinlich die Kirche des Barfüßerklosters („Barfüßerkirche“) geweiht, von der ein 1424 entstandenes Altarretabel erhalten ist. Der Konvent gehörte zunächst zur Kölnischen Franziskanerprovinz (Colonia); 1462 wurde er von der Ordensleitung gezwungen, die Ordensregeln der Observanz anzunehmen, und der Sächsischen Franziskanerprovinz (Saxonia) zugewiesen. Das Kloster bestand bis 1533, nachdem es dort ab 1529 zu einem teilweise gewalttätigen Konflikt zwischen dem Stadtrat, der Bevölkerung und den Franziskanern gekommen war. Der frühere Provinzial der Saxonia, Andreas Grone (Fricke), wurde vom Rat 1531 wegen „aufwiegelnder Reden“ aus der Stadt vertrieben. Am 23. Juli 1533 verließen alle Ordensbrüder auf Druck des Rates hin in einer feierlichen Prozession die Stadt. Ihre Bibliothek mit rund 450 bis 500 Bänden wurde 1545 aufgelöst. Da die Franziskaner als Ausdruck ihrer Armut und Demut keine Schuhe trugen, wurde ihr Orden im Volksmund Barfüßer genannt; daher erhielt die zum Kloster führende Straße ihren heutigen Namen Barfüßerstraße. Ausgrabungen am Wilhelmsplatz förderten im Jahr 2015 zahlreiche Skelette zutage, bei denen es sich um bestattete Franziskanerbrüder handelte. Im Dreißigjährigen Krieg versuchten die Franziskaner ab 1628, geschützt von der katholisch-kaiserlichen Besatzung, ihr Kloster in Göttingen zu reaktivieren und gerieten dabei in Konkurrenz zu den Minoriten; mit Hilfe von Kaiser Ferdinand II. und Nuntius Aloisius Carafa konnten sich die Franziskaner durchsetzen. Bereits im Februar 1632 mussten sie jedoch aus Göttingen fliehen und das Kloster aufgeben, nachdem die Stadt von protestantischen Truppen zurückerobert worden war. Im Jahre 1294 gestattete Albrecht der Feiste den Dominikanern im Papendiek, am Leinekanal gegenüber der Neustadt, ein Kloster zu gründen, als dessen Klosterkirche die 1331 geweihte Paulinerkirche diente. Juden wurden im späten 13. Jahrhundert in der Stadt angesiedelt. Unter dem Datum des 1. März 1289 erteilten die Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg dem Göttinger Rat die Erlaubnis, den Juden Moses in der Stadt aufzunehmen. Die Juden wohnten hauptsächlich in der Nähe der St.-Jacobi-Kirche in der heutigen Jüdenstraße. In Göttingen war die Geschichte der Juden schon im Mittelalter von großem Leid geprägt. Nachdem im Jahre 1369/1370 Herzog Otto III. der Stadt das Recht der Gerichtsbarkeit über die Juden abgetreten hat, kam es hier immer wieder zu blutigen Pogromen und Vertreibungen. Von 1460 bis 1599 wohnten über 100 Jahre überhaupt keine Juden in Göttingen. Das 14. und das 15. Jahrhundert bildeten für Göttingen eine Blütezeit wirtschaftlicher Machtentfaltung, von der die Werke der Baukunst Zeugnis ablegen. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts begann der Neubau der St.-Johannis-Kirche als gotische Hallenkirche. Ab 1330 ersetzte ein gotischer Bau die kleinere St.-Nikolai-Kirche. Nach dem Abschluss der Arbeiten an der St.-Johannis-Kirche wurde in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit dem Neubau der St.-Jacobi-Kirche begonnen. In den Jahren nach 1366 entstanden wesentliche Teile des (jetzigen alten) Rathauses. Die heutige Gestalt des Gebäudes erhielt es in Grundzügen erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts. In den Jahren um 1360 wurde zudem der Befestigungsring um die Stadt neu abgesteckt und umfasste nunmehr die Neustadt und das Alte Dorf. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurden die vier Stadttore weiter nach außen verlegt und das Gebiet der Stadt wuchs auf ein Areal von etwa 75 ha. Ab 1380 entstand im Umland die weiträumige Göttinger Landwehr mit zunächst zwei unregelmäßigen Ringen um die Stadt.
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Wachstum und Selbständigkeit

Nach dem Tode Albrecht des Feisten 1318 kam Göttingen über Otto den Milden († 1344) an Herzog Ernst I. († 1367). Das von ihm regierte Fürstentum Göttingen bildete ein Teilfürstentum im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Das Fürstentum Göttingen war das wirtschaftlich ärmste der welfischen Fürstentümer. Unter Ernsts Nachfolger, Otto I. († 1394), gelang es Göttingen, seinen Status als autonome Stadt weiter zu festigen. Otto I., der Quade (der Bösewicht) genannt, wird als markanter Vertreter des damaligen Rittertums beschrieben, dessen Hass den Städten galt, deren aufblühende Macht ihm ein Dorn im Auge war. Dementsprechend stand seine Herrschaft ununterbrochen im Zeichen von Fehden und außenpolitischen Konflikten. Obwohl die Stadt Göttingen anfangs heftig von ihm bedrängt wurde, gelang es ihm letztlich nicht, die Landesherrschaft weiter auszubauen, wovon die Selbständigkeit Göttingens profitierte. Das vor den Toren der Stadt gelegene herzogliche Landgericht am Leineberg geriet unter Göttinger Einfluss und wurde 1375 von Otto an die Stadt verpfändet. Es gelang der Stadt, neben der Erlangung der gerichtsherrschaftlichen Rechte, grundherrschaftliche Rechte von Otto zu erwerben. Im April 1387 erreichten die Auseinandersetzungen zwischen der Stadt und Otto ihren Höhepunkt: Die Göttinger erstürmten die herzogliche Burg innerhalb der Stadtmauern, im Gegenzug verwüstete Otto Dörfer und Ländereien in der Umgebung. Die Bürger konnten jedoch im Juli in einer offenen Feldschlacht unter dem Stadthauptmann Moritz von Uslar zwischen Rosdorf und Grone einen Sieg über die fürstliche Streitmacht erringen. Otto musste danach im August 1387 die Freiheit der Göttinger Güter in der Umgebung anerkennen. Insofern markiert das Jahr 1387 einen wichtigen Einschnitt in der Geschichte der Stadt. Nach Ottos Tod konnte Göttingen unter dessen Nachfolger Otto Cocles (der Einäugige) seine Autonomie weiter ausbauen, nicht zuletzt, weil mit Otto Cocles das Haus Braunschweig-Göttingen ausstarb und die offene Erbfrage sowie seine vorzeitige Abdankung 1435 zu einer weiteren Destabilisierung der landesherrschaftlichen Macht führten. Das Verhältnis zur welfischen Landesherrschaft war in der Folgezeit bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch eine ständige und erfolgreiche Zurückdrängung des landesherrlichen Einflusses auf die Stadt gekennzeichnet. Auch wenn Göttingen offiziell keine Freie Reichsstadt war, sondern stets den Braunschweiger Herzögen untertan blieb, so konnte es sich doch eine bedeutende Selbständigkeit erkämpfen und wurde teilweise in Urkunden unter den Reichsstädten geführt und zu besonders wichtigen Reichstagen geladen. Nach diversen weiteren dynastischen Teilungen und Herrschaftswechseln, die mit dem Tode Otto Cocles’ (1463) einsetzten, erhielt Erich die Herrschaft über das zusammengelegte Fürstentum Calenberg-Göttingen. Die Stadt verweigerte zunächst dem neuen Herrscher die Huldigung, woraufhin Erich 1504 bei König Maximilian eine Reichsacht gegen Göttingen erwirkte. Die andauernden Spannungen führten zu einer wirtschaftlichen Schwächung der Stadt, so dass die Stadt letztendlich 1512 die Huldigung leistete. Schon bald darauf zeichnete sich das Verhältnis zwischen Erich und der Stadt durch eine eigenartige Friedfertigkeit aus, die darauf zurückgeführt wird, dass Erich finanziell auf die Stadt angewiesen war. Grundlage für den politischen und allgemeinen Aufschwung Göttingens im Spätmittelalter war die wachsende wirtschaftliche Bedeutung der Stadt. Diese beruhte vor allem auf der verkehrsgünstigen Lage im Leinetal an einem alten und wichtigen Nord-Süd-Handelsweg. Dieser begünstigte den heimischen Wirtschaftszweig, die Wollweberei in Göttingen. Neben den Leinenwebern, die zwar zum inneren Kreis der Göttinger Gilden gehörten, allerdings im sozialen Ansehen am unteren Ende rangierten, siedelten sich in der Neustadt die Wollenweber an. Die dort verarbeitete Wolle kam hauptsächlich aus der Umgebung der Stadt; teilweise standen hier bis zu 3000 Schafe und 1500 Lämmer. Die Wolltücher wurden erfolgreich bis nach Holland und über Lübeck exportiert. Ab 1475 wurde mit der Anwerbung neuer Fachkräfte die heimische Tuchproduktion ausgebaut. Diese so genannten neuen Wollenweber brachten neue, bisher nicht angewandte Techniken mit nach Göttingen und festigten die Stellung der Stadt als exportorientierte Tuchmacherstadt für drei Generationen. Erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, als mit den billigen englischen Tüchern kaum noch konkurriert werden konnte, kam es zum Niedergang des Göttinger Tuchmachergewerbes. Von der guten Verkehrslage zwischen den bedeutenden Handelsstädten Lübeck und Frankfurt am Main profitierten die Göttinger Kaufleute. Der Göttinger Markt erreichte überregionale Bedeutung. Viermal im Jahr kamen zum Jahrmarkt fremde Händler in großer Zahl nach Göttingen. Die Kaufleute, die den Fernhandel als Zulieferer für den Göttinger Markt und als Transithändler im überregionalen Geschäft betrieben, besaßen in Göttingen die großen Vermögen. Göttingen trat der Hanse bei. Die erste Ladung der Stadt zum Hansetag wird auf 1351 datiert. Das Verhältnis zur Hanse blieb jedoch weitgehend distanziert. Als Binnenstadt nutzte Göttingen zwar gerne das funktionierende Wirtschaftsnetz der Hanse, wollte sich aber nicht in die Politik des Gesamtverbandes verwickeln lassen. Zahlendes Mitglied wurde Göttingen erst 1426, und 1572 folgte bereits der endgültige Austritt aus der Hanse.
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Reformation und Dreißigjähriger Krieg

Das 16. Jahrhundert begann in Göttingen mit wirtschaftlichen Problemen, die schließlich zu Spannungen führten. Zum offenen Konflikt zwischen Handwerksgilden und Rat, der im Wesentlichen von der Schicht der Kaufleute gestellt wurde, kam es 1514, als der Rat zur Haushaltssanierung neue Steuern erlassen wollte. Am 6. März 1514 stürmten die Gilden das Rathaus, setzten den Rat kurzerhand gefangen und jagten ihn anschließend aus der Verantwortung. Der Rat konnte zwar mit Hilfe von Herzog Erich I. seine alte Stellung wieder zurückgewinnen, der Konflikt schwelte jedoch weiter und bildete damit den Nährboden für die Einführung der Reformation in Göttingen. Die Reformation, die infolge von Martin Luthers Thesenanschlag 1517 und dem Reichstag zu Worms im Jahre 1521 nach und nach weite Teile Deutschlands und insbesondere die großen Städte ergriffen hatte, schien jedoch zunächst an Göttingen vorbeizugehen. Selbst als der Bauernkrieg 1524/25 durch Deutschland tobte, blieb es in Göttingen ruhig. Erst 1529, also zwölf Jahre nach Luthers Thesenanschlag, kam in Göttingen die Reformation auf. Anlass dazu war zunächst eine Szene ganz mittelalterlicher Prägung: eine Bartholomäus-Prozession. Derartige Prozessionen waren in den großen Städten Deutschlands in diesen Zeiten selten geworden. Das alte Kirchenwesen war in Göttingen bis zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unbestritten. Der Umbruch wurde von den neuen Wollenwebern eingeleitet, jenem Personenkreis also, der erst ab 1475 in Göttingen angesiedelt war, und insofern dem neuen Gedankengut offener gegenüberstand als die Alteingesessenen, also gewissermaßen das progressive Element in der Stadt bildete. Diese neuen Wollenweber hatten eine Gegendemonstration zu der Bartholomäus-Prozession formiert und die Prozession auf der Groner Straße mit Luthers Choral „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ empfangen sowie den Zug mit weiteren christlichen Psalmen und Spottliedern begleitet. Über den religiösen Aspekt hinaus stellten damit die neuen Wollenweber zugleich das in der Stadt bestehende Herrschaftssystem in Frage. Nunmehr drängten sich die Ereignisse, der vorherigen Verspätung folgte eine überraschende Beschleunigung des Umbruchs: Mit dem ehemaligen Rostocker Dominikaner Friedrich Hüventhal war jetzt ein evangelischer Prediger in der Stadt. Dieser gewann zunehmend an Einfluss, hielt eine öffentliche Predigt auf dem Marktplatz und konnte schließlich nach kontroversen Verhandlungen mit dem Rat gegen den Willen der Paulinermönche in der Paulinerkirche am 24. Oktober 1529 den ersten regulären evangelischen Gottesdienst in Göttingen feiern. Dieser Ort musste gewählt werden, da der Rat der Stadt Göttingen anfangs noch keine Verfügungsgewalt über die Pfarrkirchen in der Stadt hatte. Diese unterstanden der Verfügungsgewalt des Herzogs Erich I. Dieser hing noch dem alten Glauben an und wollte evangelische Predigten in den ihm unterstellten Pfarrkirchen nicht zulassen. Erich I. war bereits 1525 dem Dessauer Bund, einem antiprotestantischen Bündnis norddeutscher Staaten, beigetreten, und sah durch die Einführung der Reformation in der größten Stadt in seinem Fürstentum Calenberg-Göttingen das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem Landesherrn empfindlich gestört. Nachdem die Göttinger mit einem abschließenden Rezess am 18. November 1529 die Kirchenreform und politische Neuerungen zusammenfassten, reagierte Erich prompt und schroff. Er wandte sich an die Stadt in der harten Form eines Fehdebriefes. Hüventhal, der in der reformatorischen Bewegung der Stadt nicht mehr unumstritten war, musste daraufhin die Stadt verlassen. Dies bedeutete jedoch nicht das Ende der Reformation in Göttingen, die Göttinger holten den gemäßigteren Prediger Heinrich Winkel aus Braunschweig in die Stadt. Um diese Zeit wurde Johann Bruns einer der bestimmenden Köpfe der Göttinger Kirchenpolitik. Schon vorher hatte er als Pfarrer von Grone als einer der ersten in der Region lutherisch gepredigt; später wurde er Syndicus der Stadt. Nachdem der Rat der Stadt die Pfarrkirchen, in denen nicht lutherisch gepredigt werden durfte, hatte schließen lassen, wurde am Palmsonntag des Jahres 1530 die neu ausgearbeitete Kirchordnung Göttingens verlesen, die der Göttinger Reformation den Abschluss gab. Die Kirchenordnung wurde Martin Luther zur Korrektur und Absegnung vorgelegt und erschien 1531 in einer Wittenberger Druckerei mit einem zustimmenden Vorwort des Reformators. Nach dem Abschluss der Reformation durch die neue Kirchenordnung spitzte sich die Situation nochmals zu. Herzog Erich I. erlangte auf dem Landtag zu Moringen die Unterstützung der Stände für die Forderung an die Stadt, zur alten Kirche zurückzukehren. Göttingen seinerseits tat einen Schritt in die Reichspolitik hinein und entschloss sich am 31. Mai 1531, dem Schmalkaldischen Bund beizutreten, einem Zusammenschluss der protestantischen Reichsstände zur Verteidigung ihres Glaubens. Im April 1533 gelang es der Stadt, sich mit dem Herzog ins Benehmen zu setzen und in einem Vertrag die Kontroverse auszuräumen. Daran nicht unbeteiligt war Erichs Frau Elisabeth von Brandenburg, die selbst 1538 öffentlich zum evangelischen Glauben übertrat. Nach Erichs Tod im Jahre 1540 übernahm sie die vormundschaftliche Regierung für ihren Sohn Erich II. und begann von ihrer Leibzucht Münden aus, im Fürstentum Calenberg-Göttingen die Reformation durchzusetzen. Elisabeth machte den Pfarrer Anton Corvinus aus dem hessischen Witzenhausen zum Superintendenten für das Fürstentum und ließ von diesem die Calenberger Kirchenordnung ausarbeiten, die 1542 in Druck ging. Nach der Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg 1548 mussten diese das Augsburger Interim hinnehmen. Wie in vielen Teilen des Reiches fiel dies den Göttingern schwer und sie weigerten sich, dieses durchzusetzen. Herzog Erich II. kehrte nach längerer Abwesenheit wieder in sein Fürstentum zurück, trat 1549 zum katholischen Glauben über und begann – sehr zum Leidwesen seiner Mutter – das Interim durchzusetzen. In Göttingen führte dies dazu, dass die Stadt ihren Superintendenten Mörlin, der sich zu harsch gegen das Interim und gegen den Herzog gewandt hatte, entlassen musste. In dieser Entlassung kann ein erster Schritt zur Beseitigung der städtischen Autonomie im Kirchenwesen und in anderen Bereichen der Selbstverwaltung im späten 16. und im 17. Jahrhundert gesehen werden. Nachdem im Augsburger Reichs- und Religionsfrieden 1555 den Reichsständen das Recht zugesprochen wurde, das Bekenntnis ihrer Untertanen zu bestimmen, versprach Erich II., obwohl er dem katholischen Glauben treu blieb, das Fürstentum bei der Kirchenordnung von 1542 und bei der evangelischen Lehre zu belassen. Der Rat der Stadt Göttingen unterzeichnete 1580 die lutherische Konkordienformel von 1577. Nach dem Tode Erichs II. 1584, der keinen männlichen Nachfolger hinterließ, fiel das Fürstentum an Herzog Julius von Wolfenbüttel, wodurch das Fürstentum Calenberg-Göttingen wieder an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel gelangte. Göttingen, das schon 1582 durch den Verlust der umgebenden Leinedörfer an die Herzöge an Einfluss verloren hat, musste neben dem wirtschaftlichen Niedergang, der nunmehr einsetzte, 1597, 1611 und zuletzt 1626 mehrere Pestausbrüche verkraften. Im Jahre 1623 wurde Göttingen erstmals in den 1618 ausgebrochenen Dreißigjährigen Krieg einbezogen. Göttingen war von den kämpfenden Heeren umgeben und musste auf Drängen des Landesherren Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel vorübergehend eine Garnison aufnehmen. Dessen Bruder Christian, genannt der tolle Halberstädter, hatte den niedersächsischen Reichskreis, zu dem Göttingen gehörte, mit in den Krieg gezogen. 1625 begann Göttingen mit Genehmigung des Landesherrn, die Befestigungsanlagen auszubauen. Diese sollte die Stadt brauchen, denn schon im Herbst 1625 belagerte der kaiserliche Feldherr Albrecht von Wallenstein die Stadt und stellte Proviant- und Quartierwünsche. Wallenstein zog weiter und gab sich damit zufrieden, die gesamte Göttinger Kuhherde von etwa 1000 Stück Vieh als Beute davon zu führen. Göttingen strengte seine Verteidigungsvorbereitungen an, doch schon kurz darauf stand Tilly, der Feldherr der katholischen Liga, im Sommer 1626 vor der Stadt, nachdem er kurz zuvor im benachbarten Münden ein Blutbad angerichtet hatte. Tilly ließ Göttingen angeblich fünf Wochen lang beschießen und die Leine durch Harzer Bergleute umleiten, so dass die Stadt Tilly am 3. August 1626 die Tore öffnen musste. Tilly nahm Residenz in der Weender Straße 32, dem Kommandantenhaus. Nach dem Siege Tillys in der Schlacht bei Lutter am Barenberge über die dänischen Truppen konnte dieser seine Position in Niedersachsen sichern und Göttingen blieb von kaiserlich-katholischen Truppen besetzt. Göttingen litt sehr unter der Besatzung und den für die Stadt unerträglichen Kontributionslasten, woraufhin ein großer Teil der Bevölkerung die Stadt verließ und bis zu 400 Häuser leer standen. Erst sechs Jahre später änderten sich die Machtverhältnisse, und nach dem Sieg der Schweden über Tilly in der Schlacht bei Breitenfeld 1631 wurde Göttingen von schwedischen und weimarischen Truppen unter Wilhelm von Weimar für die evangelische Seite zurückerobert. Göttingen wurde im Herbst des Jahres 1632 zwar nochmals von Pappenheimer Truppen bedroht, anschließend war die Stadt aber fest in der Hand protestantischer Truppen. Dies bedeutete für die Stadt jedoch zunächst keine Besserung der Verhältnisse, die Besatzung lastete weiterhin schwer auf der Zivilbevölkerung. 1634 erlosch mit dem Tode Friedrich Ulrichs das Mittlere Haus Braunschweig. Göttingen fiel nach der abermaligen welfischen Erbteilung an Georg von Braunschweig und Lüneburg-Calenberg, der Hannover zu seiner Residenz wählte. Nach dessen Tod 1641 musste Göttingen unter Herzog Christian Ludwig die letzte große Belagerung durch kaiserliche Truppen unter Piccolomini ertragen. Anschließend war der Krieg für Göttingen zwar zu Ende, die Stadt hatte aber noch lange Jahre die Last der Garnison und der Kriegskosten zu tragen.
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Wiederaufstieg als Universitätsstadt

Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich der wirtschaftliche Niedergang der Stadt weiter fort. Der Export von Tuchen und Leinwand war fast völlig zusammengebrochen. Die Einwohnerzahl, die im Jahre 1400 noch 6000 Personen betrug, sank um 1680 auf unter 3000. Dem wirtschaftlichen Niedergang folgte der politische. Die Vorherrschaft der Gilden in Rat und Bürgerschaft wurde abgelöst durch die Herrschaft des Landesherrn. Herzog Ernst August erreichte es 1690, dass durch den so genannten Stadtrezess der Rat faktisch in ein fürstliches Verwaltungsorgan umgestaltet wurde. Außenpolitisch änderte sich die Situation. Das Fürstentum Braunschweig-Calenberg, zu dem Göttingen seit 1634 gehörte, wurde unter Herzog Ernst August im Jahre 1692 von Kaiser Leopold I. zum Kurfürstentum ernannt. Die nunmehr Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg (Kurhannover) waren ab 1714 zugleich in Personalunion König von Großbritannien. Ernst Augusts Sohn, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, sollte als Georg I. den britischen Thron besteigen. Das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, das sich zu einer territorialen Macht in der Mitte Deutschlands zu entwickeln begann, verfügte bis dahin über keine eigene Universität. Es wurde daher beschlossen, eine Universität neu zu gründen, die der Ausbildung der im Land benötigten Theologen, Juristen und Ärzte dienen sollte. Die kurhannoversche Landesregierung entschied, diese in Göttingen anzulegen. Für Göttingen sprach unter anderem, dass sich in der Stadt bereits das Pädagogium als städtisches Gymnasium im ehemaligen Paulinerkloster gab, dessen Gebäude als Keimzelle der neuen Universität fungieren konnten. Gleichzeitig unternahm die Stadt Göttingen ab 1733 erhebliche bauliche Anstrengungen zur Aufnahme der geplanten Universität, unter anderem für benötigte Wohnungen und zur Verbesserung des Stadt- und Straßenbildes. Während der Regierungszeit Georgs II. August von Großbritannien, der der Universität ihren Namen gab, konnte 1734 der Lehrbetrieb der Georg-August-Universität eröffnet werden. Im Jahre 1737 folgte die feierliche Einweihung. Der schnelle Erfolg, den die Neugründung hatte, ist nicht zuletzt auf das Engagement des ersten Kurators der Universität, Gerlach Adolph von Münchhausen, zurückzuführen. Die Universität brachte neuen Aufschwung in die Stadt und beförderte das Bevölkerungswachstum. Durch intensive Bautätigkeit veränderte sich rasch das Gesicht der Stadt. Ein repräsentatives Beispiel für das Selbstbewusstsein Göttinger Neubürger verkörpert das kurz nach der Universitätsgründung errichtete barocke Grätzelhaus in der Goethe-Allee. Neue Wohnungen, Gaststätten und Speiselokale sowie Herbergen wurden eröffnet (siehe Londonschänke). Um das kulturelle Angebot für die Professoren und Studenten zu verbessern, wurde ein Universitätsreitstall errichtet. Göttingen erhielt in der Folgezeit in ganz Europa und in Übersee einen Ruf als Ort der Wissenschaft, viele berühmte Gelehrte kamen in die Stadt und wirkten dort. Das hohe Ansehen der Universität beruhte nicht zuletzt auf der klugen Anschaffungspolitik der neu gegründeten Universitätsbibliothek. Zudem wurde 1751 die Königliche Societät der Wissenschaften in Göttingen, die spätere Akademie der Wissenschaften zu Göttingen gegründet, die die Göttingischen Anzeigen von Gelehrten Sachen herausgab, eine schnell international bekannt gewordene Zeitschrift für Informationen über wissenschaftliche Neuerungen. Der Siebenjährige Krieg bedeutete für Göttingen zwischen 1757 und 1762 neue Besatzungen. Die französische Armee quartierte sich ein, die Universität erhielt jedoch ihren Lehrbetrieb aufrecht. Nach dem Krieg wurden in Göttingen die Stadtwälle geschleift, aus dem Stadtwall wurde eine Promenade. Die insofern entmilitarisierte Universitätsstadt konnte sich wieder voll dem Universitätsbetrieb widmen und trat in ihre Blütezeit ein.
Bemusterung & Sonderwünsche

Von Napoleon bis 1866

In den von Napoléon Bonaparte geführten Kriegen wurde das Kurfürstentum Hannover 1803 kampflos von französischen Truppen besetzt. Göttingen selbst blieb von Besatzungen und anderen Belastungen verschont. Dies mag mit dem hohen Ansehen der Universität zu tun haben. Kurzfristig wurde Hannover 1805 Preußen zugesprochen. Göttingen wurde daraufhin von preußischen Truppen besetzt. Nach dem Frieden von Tilsit im Jahre 1807 verschwand das Kurfürstentum Hannover von der Landkarte. Göttingen wurde Teil des Königreichs Westphalen mit der Residenzstadt Kassel unter Napoléons Bruder Jérôme Bonaparte. Im Königreich Westphalen war Göttingen Hauptstadt des Leine-Departements, das sich zeitweise bis nach Rinteln erstreckte. Göttingen wurde dadurch Sitz mehrerer Behörden und Gerichte mit Zentralfunktion, die Präfektur hatte ihren Sitz im Michaelishaus. Die Fremdherrschaft wurde mit der Zeit nicht als bedrückend angesehen. Die Studentenzahlen stabilisierten sich nach einem anfänglichen Rückgang, und Göttingen passte sich der französischen Herrschaft an, die bis 1813 dauerte. Nach dem Zusammenbruch der französischen Herrschaft in Deutschland wurde das Kurfürstentum Hannover zum Königreich erhoben. Göttingen gehörte ab 1823 zur Landdrostei Hildesheim, der neu gebildeten Zwischenbehörde. Im Jahr 1807 wurde Carl Friedrich Gauß Leiter der Sternwarte der Universität; er zählt zu den weltweit angesehensten Mathematikern und Physikern. Das letzte bekannte Beispiel der Hinrichtungsmethode des Zerstoßens der Glieder mit eisernen Keulen im Hannöverschen datiert vom 10. Oktober 1828. Als Vergeltung für den aus Habsucht begangenen Mord an Vater und Schwester wurde Andreas Christoph Beinhorn aus Grone auf einer Kuhhaut zum Richtplatz geschleift und dort, auf dem Leineberg in Göttingen, öffentlich von unten auf gerädert – wie es in einem zeitgenössischen Flugblatt heißt – „mit Keulen zerschlagen und nachher sein Körper auf das Rad geflochten“ (wenn auch nur für einen Tag). Die in Deutschland aufkommende Nationalbewegung ging einher mit Forderungen nach politischer Liberalisierung und Demokratisierung. Als im Jahre 1830 die Pariser Julirevolution auf Deutschland übergriff, erlebte Göttingen im Januar 1831 die so genannte Göttinger Revolution. Während das Land Hannover weitgehend ruhig blieb, kam es in Göttingen durch eine Verkettung verschiedener Ursachen zu einem gewaltsamen Ausbruch, in deren Folge unter der Führung des Johann Ernst Arminius von Rauschenplat ein Revolutionsrat gebildet und am 8. Januar 1831 der Magistrat der Stadt Göttingen aufgelöst wurde. Vom König wurde eine freie Verfassung für das Königreich Hannover verlangt und der Sturz der Regierung. Die Regierung zeigte sich unnachgiebig und sandte Truppen in größerem Ausmaß auf die Stadt zu. Am 16. Januar mussten die Aufrührer kapitulieren. Die Truppen zogen in die Stadt ein und quartierten sich dort ein. Die Anführer des Aufstandes wurden, soweit sie nicht ins Ausland geflohen waren, zu drakonischen Strafen verurteilt. Erst gegen Anfang März 1831 kehrte in Göttingen wieder Ruhe ein. Die Universität, die von der Regierung am 18. Januar geschlossen worden war, konnte Mitte April wiedereröffnet werden. Als Folge des Aufstandes nahm die Regierung tiefgreifende Veränderungen an der Stadtverfassung vor und ersetzte die alte Stadtverfassung von 1690 durch eine neue. Die jahrhundertealte politische Rolle der Gilden endete, und an ihre Stelle traten Repräsentanten einer bürgerlichen Honoratiorenschicht. 1837 – 100 Jahre nach Eröffnung der Universität – konnte als Repräsentations- und Verwaltungsgebäude der Universität die Aula eingeweiht werden. Auf dem Platz davor, dem heutigen Wilhelmsplatz, wurde dem damaligen Landesherrn und Stifter, Wilhelm IV., ein Denkmal errichtet. Unter dessen Nachfolger König Ernst August I., mit dem die 123-jährige Personalunion zwischen Großbritannien und Hannover beendet wurde, kam es noch im gleichen Jahr zum Konflikt. Bei seinem Amtsantritt hob dieser die freiheitliche Verfassung, die sein Vorgänger 1833 erlassen hatte, wieder auf, woraufhin sieben Göttinger Professoren Protest einlegten. Am 12. Dezember 1837 entließ Ernst August I. die Professoren und verwies drei von ihnen des Landes. Dieses Ereignis hatte eine enorme Wirkung – nicht nur im Königreich Hannover, sondern in ganz Deutschland. Die Göttinger Sieben, wie sie von nun an genannt wurden, galten bald als Märtyrer eines politisch aufmerksamer werdenden Bürgertums. Durch die Protestaktion wurde die Opposition im Königreich aufgerüttelt. Der Widerstand des Bürgertums hatte teilweise Erfolg: mit dem Landesverfassungsgesetz vom 6. August 1840 erhielt Hannover wieder eine konstitutionelle Verfassung, in der jedoch die Rechte der Stände zugunsten des Monarchen stark beschnitten waren. In Göttingen kehrte zwar bald wieder Ruhe ein, die Universität, die ohnehin schon seit den 1820er Jahren an zurückgehenden Studentenzahlen zu leiden hatte, verlor jedoch zusehends an Ansehen. Nach den Verfassungskämpfen gab es jedoch wenig Entspannung bei den politischen Freiheiten. Versammlungen mussten genehmigt werden, Leihbibliotheken wurden kontrolliert, und die drei ausgewiesenen Professoren durften bis 1848 nicht zurück nach Göttingen kommen. Die Universitätsangehörigen waren der Ansicht, dass das strenge Polizeiregiment, das in Göttingen herrschte, für die Universität verderblich sei. Die Deutsche Revolution 1848/1849, bei der es in vielen Teilen Deutschlands zu Tumulten und Aufständen kam, blieb in Göttingen ohne größeres Blutvergießen. Es kam nur in der Nacht vom 11. zum 12. März 1848 zu einer kleineren Auseinandersetzung zwischen der Polizei und einigen Korpsstudenten. In deren Folge verließen die Studenten aus Protest geschlossen die Stadt. Da sich das Semester ohnehin dem Ende neigte, war dieser Auszug wenig überzeugend. In Göttingen wurden als revolutionäre Institutionen eine Bürgerversammlung und eine Bürgerwehr gegründet. Erstere löste sich jedoch schon zum Jahresende auf, da sie mit und an ihrer Politisierung gescheitert war. Die Zeit nach den Märzunruhen war für Göttingen eine eher ruhige Zeit. Die politischen Bewegungen verhielten sich ruhiger als vorher und die 1850er Jahre werden als Zeit behäbiger Behaglichkeit beschrieben. Ein Datum von überragender Bedeutung für die Stadtentwicklung war der 31. Juli 1854. An diesem Tage wurde die Eisenbahnstrecke von Alfeld nach Göttingen eröffnet und der Göttinger Bahnhof mit einem prächtigen Fest eingeweiht. Nunmehr machte Göttingen einen großen Schritt in die Moderne, die Einwohnerzahlen stiegen an, Wirtschaftsbetriebe siedelten sich in Göttingen an und außerhalb des mittelalterlichen Walles entstanden neue Wohnviertel. Die letzte öffentliche Hinrichtung unter der Gerichtslinde auf dem Leineberg fand am 20. Januar 1859 statt. Friederike Lotze hieß die zum Tode verurteilte Delinquentin. Sie hatte den Bäckermeister Sievert zu Münden, der ihr die Ehe versprochen hatte und dessen Dienstmagd sie war, am 13. März 1858 vergiftet. Sie wurde mit dem Schwert enthauptet. Das Verhältnis der Stadt zu ihrem Monarchen, seit 1851 Georg V., war weiterhin angespannt. Königsbesuche in der Stadt waren selten und wenn, dann galten sie der Universität, auf die er stolz war. Georg misstraute dem Göttinger Bürgertum, das er als Opposition kritisch beobachtete. Zwar wurde in Göttingen keine Revolution gegen den wenig überzeugenden Monarchen geplant, aber als am 22. Juni 1866 preußische Truppen in Göttingen einrückten, und wenig später nach der Schlacht bei Langensalza Hannover an Preußen fiel, gab es in Göttingen keine wesentliche Opposition gegen das Preußischwerden.
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Preußische Herrschaft und Kaiserreich (1866 bis 1919)

Unter preußischer Herrschaft passten sich die Göttinger rasch den neuen Verhältnissen an. Insbesondere entwickelte sich in Göttingen eine Begeisterung für Otto von Bismarck, der von 1832 bis 1833 an der Georgia Augusta immatrikuliert war. Im Göttinger Stadtgebiet wurde neben einem Bismarckturm auf dem Kleperberg, wie es ihn in vielen Städten Deutschlands gab, ein Bismarckstein am Klausberg errichtet. In der Stadt erinnern zwei Göttinger Gedenktafeln, eine davon an seiner letzten Studentenwohnung in Göttingen, dem Bismarckhäuschen, an den bekanntesten Göttinger Studenten des 19. Jahrhunderts. In der Stadt Göttingen erzielte die Preußen-freundliche Nationalliberale Partei starken Zulauf, während die hannoveranerfreundliche Welfen-Partei eher im Göttinger Landkreis Erfolge erzielte. Die Industrialisierung setzte in Göttingen spät ein. Erst ab der Jahrhundertwende kann man von einem Vordringen der industriellen Produktionsweise in Göttingen sprechen. Bedingt durch die Nähe zur Universität, die inzwischen zu einer weltweit geachteten Hochburg der Naturwissenschaften aufgestiegen war, entwickelte sich in Göttingen die feinmechanische, optische und elektrotechnische Industrie, die jetzt die Textilwirtschaft als wichtigsten Göttinger Wirtschaftszweig ablöste. Die Stadtbevölkerung Göttingen begann seit den 1870er Jahren stark zu wachsen. 1875 zählte Göttingen 17.000 Einwohner, 1900 waren es bereits 30.000. Der Großteil der Bevölkerung lebte damals noch in der Altstadt; lediglich die Angehörigen der Mittel- und Oberklasse, insbesondere die Professoren, setzten sich östlich der Stadt auf den Anhöhen des Hainbergs nieder. Erst um 1895 herum begann die Bevölkerung in den Gebieten außerhalb der Altstadt stärker anzuwachsen. In der Zeit des Kaiserreiches wurde unter den Göttinger Bürgermeistern Merkel und Calsow damit begonnen, die unterentwickelten öffentlichen Versorgungseinrichtungen auszubauen und die Stadt zu modernisieren. Nach fast dreißigjähriger Diskussion entschloss sich die Stadt im April 1914, eine Straßenbahn einzurichten. Am 29. Juni begannen die Bauarbeiten. Schienen waren bereits geliefert, aber nicht eingebaut. Bei Kriegsausbruch am 1. August wurden die Arbeiten eingestellt und nie wiederaufgenommen. In Göttingen wurde der Erste Weltkrieg überwiegend enthusiastisch begrüßt. Viele Professoren ließen sich von der nationalen Hysterie mitreißen. Schon bald trat hier Ernüchterung auf. Die Gewerbebetriebe mussten sich auf die Kriegsökonomie einstellen, und die Lebensmittelversorgung wurde zum Problem. Der Krieg kam Göttingen insofern nahe, als schon ab August 1914 im Ebertal unterhalb des Lohberges ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet wurde, in dem zeitweise bis zu 10.000 Kriegsgefangene untergebracht waren. Als 1918 der Niederlage im Ersten Weltkrieg die Novemberrevolution folgte, wurde in Göttingen ein Soldaten- und Volksrat gewählt und eine Resolution verabschiedet. Am 10. November wurde durch den Arbeiter Willi Kretschmer auf dem Rathaus die rote Fahne gehisst. Faktisch änderte sich in Göttingen jedoch trotz der Tumulte nicht allzu viel; die Stadtverwaltung unter Bürgermeister Georg Calsow konnte nahezu ungestört weiterarbeiten.
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Weimarer Republik

Die innere Instabilität der Weimarer Republik schlug sich auch in Göttingen nieder. Während des Kapp-Putsches im Frühjahr 1920 wurde in Göttingen der Generalstreik beschlossen. Das Militär demonstrierte daraufhin seine Macht und marschierte am 15. März in der Innenstadt auf und sperrte die Straßen ab. In den folgenden unruhigen Jahren der Weimarer Republik konnte die NSDAP hier schnell Fuß fassen. Bereits im Frühjahr 1922 wurde die NSDAP-Ortsgruppe Göttingen gebildet, und schon in der ersten Hälfte der 1920er Jahre galt Göttingen als Hochburg der Nationalsozialisten, die hier überdurchschnittlich hohe Wahlerfolge verbuchten. Die NSDAP und allen voran die SA zeigten regelmäßig bei Massenaufmärschen Präsenz auf der Straße, wobei Zusammenstöße mit den politischen Gegnern bewusst provoziert wurden. Bereits im März 1930 kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen SA und dem kommunistischen Rotfrontkämpferbund. Schlägereien zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten blieben in der Folge in Göttingen an der Tagesordnung. Infolge der Weltwirtschaftskrise ab 1929 mussten große Betriebe schließen, die Arbeitslosigkeit stieg an und in Göttingen steigerte sich die Not. Die NSDAP erhielt dadurch weiteren Zulauf. Am 21. Juli 1932 bildete ein Auftritt Hitlers den Höhepunkt des Göttinger Reichstagswahlkampfs. Rund 20.000 bis 30.000 Zuhörer fanden sich trotz strömenden Regens zu der Veranstaltung im Kaiser-Wilhelm-Park ein. Bei der anschließenden Wahl am 31. Juli wählten 51 % der Göttinger (in ganz Deutschland waren es nur 37 %), also die absolute Mehrheit, die Nationalsozialisten.
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Nationalsozialismus

Im 20. Jahrhundert war es von Beginn an – bis zur nationalsozialistischen Epoche – zu einer enormen Blüte der Fächer Mathematik und Physik an der Universität gekommen. Mathematiker wie Felix Klein, David Hilbert, Hermann Minkowski, Emmy Noether, Hermann Weyl, Richard Courant und andere, sowie Physiker wie Max Born und James Franck setzten Maßstäbe, genossen weltweites Ansehen und verbreiteten den Glanz der Stadt. Mit der Machtergreifung der NSDAP endete dies. Im Gegensatz zur Stadt Göttingen hatten es die Nationalsozialisten in vielen der umliegenden, damals noch selbständigen Gemeinden wesentlich schwerer, Fuß zu fassen. Insbesondere in der Gemeinde Grone blieben selbst bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 die Sozialdemokraten stärkste Kraft. Grone war eine von vier Gemeinden im damaligen Wahlkreis Braunschweig-Südhannover, in denen die NSDAP bei dieser Wahl nicht stärkste Kraft wurde. Zwar gingen die Wahlerfolge der NSDAP in Göttingen kurz vor der Machtergreifung noch leicht zurück, die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 wurde in Göttingen am nächsten Tag jedoch mit einem großen Fackelzug gefeiert, an dem mehr als 2000 uniformierte Angehörige von SA, SS und Hitlerjugend teilnahmen. Die Machtübernahme in Göttingen verlief ohne Zwischenfälle. Nach der Reichstagsbrandverordnung vom 28. Februar ging die Polizei gezielt gegen die Kommunisten vor, und bereits am 5. März konnte die SA auf dem Rathaus ungehindert die Hakenkreuzflagge hissen. Schon einige Tage vor dem landesweiten „Judenboykott“ schlug die SA am 28. März 1933 die Schaufenster jüdischer Geschäfte ein und griff jüdische Mitbürger tätlich an. Nicht weit von Göttingen, im Arbeitshaus Moringen im Landkreis Northeim, wurde schon 1933 das KZ Moringen eingerichtet, das ab 1940 als Jugendkonzentrationslager diente. Nachdem die Nationalsozialisten durch das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 den Parlamentarismus der Weimarer Republik ausgeschaltet hatten, begann im April 1933 mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums die „Säuberung“ des öffentlichen Dienstes. Personen jüdischer Herkunft und sozialdemokratische Beamte oder Angestellte wurden systematisch aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft herausgedrängt. Im Zuge dieser Politik wurden 56 Angehörige des Lehrkörpers der Universität (22,1 %) vertrieben. Für die Universität führte dies insbesondere im Bereich der Mathematik und Physik zu einem Aderlass, von dem sich die Naturwissenschaften in Göttingen und in ganz Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg nur langsam erholten. Zugleich kam es langfristig zu einer nicht sofort sichtbaren Verarmung des Geisteslebens in der Stadt. Im Gefolge der Bücherverbrennung, bei der die deutschen Studenten in vielen Universitätsstädten Bücher als „undeutsch“ bezeichneter Autoren öffentlich verbrannten, wurde das schon bald spürbar. Die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 wurde vom Rektor der Georg-August-Universität, Friedrich Neumann eröffnet. Nach einer „Feuerrede“ des Germanisten Gerhard Fricke zogen die studentischen Gruppen um den Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund in einem Fackelzug vom Weender Tor zum Adolf-Hitler-Platz, dem heutigen Theaterplatz. Dort hielt der Führer der Studentenschaft, Heinz Wolff, vor dem Scheiterhaufen mit einem „Lenin“-Schild auf der Spitze, eine kurze Rede über den „undeutschen Geist“. Nach dem Singen des Lieds „Flamme empor“ und des Horst-Wessel-Lieds löste sich die Menge auf. Im Zuge der Gleichschaltung der Studentenverbindungen mit dem Ziel ihrer Überführung in die nationalsozialistischen Kameradschaften (der Feickert-Plan) kam es zu Auseinandersetzungen, die von der Stadt unter dem nationalsozialistischen Bürgermeister Albert Gnade noch geschürt wurden und 1934 in den Göttinger Krawallen einen Höhepunkt fanden. Dennoch setzte sich die Staatsmacht durch, und alle Verbindungen wurden, beschleunigt durch die reichsweite Wirkung des Heidelberger Spargelessens im Mai 1935, bis Mitte 1936 entweder aufgelöst oder in Kameradschaften übergeleitet. Am 12. Mai 1936 ordnete Rudolf Heß im Sinne einer Unvereinbarkeit an, dass kein Parteigenosse oder Mitglied einer NS-Organisation gleichzeitig Mitglied einer Studentenverbindung sein dürfe. Während der Novemberpogrome vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Göttinger Synagoge in der Maschstraße, die schon bei den Übergriffen im März 1933 erstmals verwüstet worden war, von (systematisch auswärtigen) SA- und SS-Angehörigen und Pöbel verbrannt. Von den vor 1933 fast 500 jüdischen Einwohnern lebten 1938 noch an die 220 in der Stadt. Diese wurden fast ausnahmslos Opfer der Angriffe von SA und SS. Am 30. September 1938 wurde den jüdischen Ärzten die Approbation entzogen. 1940 erhielten die Göttinger Heil- und Pflegeanstalten die Meldebögen, nach denen im Rahmen der Aktion T4 1941 die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durchgeführt wurde. Im Dezember 1941 beschwerte sich die NSDAP-Kreisleitung Göttingen, dass die bevorstehende Deportation der Göttinger Juden in der Bevölkerung bereits bekannt geworden sei und sie mit Anträgen auf Wohnungszuweisung überhäuft werde. Widerstand gegen die Aktionen regte sich aber nicht. Die letzten 140 Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Göttingen wurden 1942 in die Vernichtungslager deportiert.
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Nachkriegszeit und Bundesrepublik Deutschland

Nach dem Krieg wurde die Stadt der britischen Besatzungszone zugeschlagen, die amerikanischen Einheiten durch britische abgelöst. Göttingen lag nunmehr in einem Zonendreieck: Das benachbarte Thüringen gehörte zur sowjetischen Besatzungszone, Kassel im Süden zur amerikanischen. Durch diese Lage und da Göttingen weitgehend intakt den Krieg überstanden hatte, wurde es Anlaufstelle für viele Interzonenwanderer und Flüchtlinge. Die Göttinger Universität nahm als erste in Deutschland (kurz vor Heidelberg) zum Wintersemester 1945/46 den Lehrbetrieb wieder auf. Aufgrund der Kriegs- und Nachkriegswirren nahm die Bevölkerung der Stadt schlagartig zu. Nicht wenige kamen über das nahe Grenzdurchgangslager Friedland. Während 1939 in Göttingen noch knapp 50.000 Einwohner gelebt hatten, waren es 1949 unter Wohnungsbeschlagnahmen zur Einquartierung von Vertriebenen 80.000. Göttingen gehörte in dieser Zeit zu den am dichtesten besiedelten Städten Deutschlands. Während des Industrialisierungsprozesses im 19. Jahrhundert war die Stadt nicht schon wie andere Städte durch Eingemeindungen ausgeweitet worden. In den ersten Nachkriegsjahren wurde vorrangig die Weststadt bebaut. Am 12. April 1957 kam es erneut zu einer Göttinger Erklärung: 18 deutsche Atom- und Kernphysiker, darunter Nobelpreisträger wie Max Born, Otto Hahn, Werner Heisenberg und Max von Laue warnten unter der Federführung von Carl Friedrich von Weizsäcker vor der Ausrüstung der Bundeswehr mit taktischen Atomwaffen, wie sie damals vom Kanzler der jungen Bundesrepublik, Konrad Adenauer, ins Gespräch gebracht worden war. Die Initiative der Göttinger Achtzehn, die sich selbst in der Nachfolge der oben erwähnten Göttinger Sieben sahen, war von Erfolg gekrönt, denn Adenauers Vorstellungen waren von diesem Zeitpunkt an hinfällig. Eingemeindungen und Industrialisierung wurden durch das Göttingen-Gesetz vom 1. Juli 1964 nachgeholt. Einerseits wurden die Gemeinden Geismar, Grone, Nikolausberg und Weende mit Wirkung vom 4. Juli 1964 in die Stadt eingegliedert, andererseits wurde die Stadt Göttingen in den Landkreis Göttingen eingegliedert. Dennoch erhielt Göttingen eine Sonderstellung im Kreis, da für die Stadt weiterhin die Vorschriften für kreisfreie Städte anwendbar sind, soweit nicht landesrechtlich etwas anderes bestimmt ist. Göttingens Stadtgebiet wurde durch die Eingliederungen auf 7371 Hektar mehr als verdoppelt; die Einwohnerzahl erhöhte sich um 31 % von 83.000 auf 109.000. Parallel dazu entstanden in den eingemeindeten Außenbezirken große Neubaugebiete und neue Stadtteile. Die Weichen für eine Entwicklung zu einer modernen Großstadt waren gestellt. Größere Planungsvorhaben in den 1970er Jahren wollten das Gepräge der alten Universitätsstadt erhalten, Göttingen sollte nach dem Raumordnungsplan als Oberzentrum für den gesamten südniedersächsischen Raum fungieren. Im Zuge dieses Vorhabens wurden große Teile der im Krieg unzerstörten und gut erhaltenen Altstadt im Rahmen von „Flächensanierungen“ vollständig abgerissen und durch Neubauten, Parkhäuser oder Brachflächen ersetzt. Einschneidender Schritt hierbei war der 1968 erfolgte Abriss des 1735 errichteten universitären Reitstalls in der Weender Straße, der von heftigen Bürger- und Studentenprotesten begleitet wurde. Zwischen 1966 und 1975 wurden die innerstädtischen Straßen weitgehend zu Fußgängerzonen ausgebaut. Die Verwaltung bezog 1978 ihr Neues Rathaus, für das ursprünglich der Reitstall weichen musste, das aber an ganz anderer Stelle südöstlich der Altstadt gebaut wurde. Anstelle des Rathauses wurde im Reitstallviertel ein Kaufhaus (heute ‘Carre’) gebaut. Daneben wurde das Jugendstil-Bad von 1906 im Jahre 1968 durch das neue Stadtbad ersetzt. Dieses wurde nach längerem Leerstand 2004 abgerissen. Wie die Stadt modernisierte sich auch die wachsende Universität. Die Studentenzahlen stiegen von 4680 im Wintersemester 1945/46 auf 30.000 Anfang der 1990er Jahre; anschließend waren sie wieder rückläufig. Ab 1964 entstand der heutige Campus und das geisteswissenschaftliche Zentrum (GWZ) auf dem Gebiet des ehemaligen Universitätssportzentrums nördlich der Altstadt. Zwischen Weende und Nikolausberg wurde die Nord-Uni aufgebaut, in der sich ein Großteil der naturwissenschaftlichen Einrichtungen befindet. Ab 1973 wurde mit dem Bau eines neuen Universitätsklinikums begonnen. 1993 wurde der architektonisch anspruchsvolle Neubau der Staats- und Universitätsbibliothek auf dem Campus eröffnet. Mit der Grenzöffnung 1989 und dem Beitritt der ostdeutschen Bundesländer 1990 verlor Göttingen seine Randlage und liegt seither verkehrsgünstig mitten in Deutschland. Der Wandel war jedoch damit verbunden, dass die Bundeswehr 1993 ihren Standort in Göttingen aufgab und so nicht nur die Geschichte der Stadt als Garnisonsstadt ein Ende fand (siehe 2. Kurhessisches Infanterie-Regiment Nr. 82), sondern ein bedeutender Wirtschaftsfaktor verschwand. Die im Jahre 1968 in Göttingen aufgetretenen Studentenunruhen gingen hier nicht so schnell zu Ende wie anderswo. Noch Anfang der 1990er Jahre geriet Göttingen wegen der „Scherbendemos“ der Autonomen Antifa sowie der spektakulären Bündnisdemonstrationen gegen Rechtsextremismus unter Beteiligung des linksradikalen Schwarzen Blockes, dessen Teilnehmer vermummt an der Spitze der bis ins bürgerliche Spektrum reichenden Demonstrationen auftraten, in die Schlagzeilen. Seit 1990 fast durchgängig gibt es aus dieser linksradikalen Bewegung zahlreiche Aktionen, die ein bundesweites Medienecho auf sich ziehen. Das entschlossene Vorgehen weiter Teile der Göttinger Bevölkerung gegen rechtsradikale Demonstrationen, häufig in Form von Bündnissen, an denen sich kirchliche Gruppen sowie Gewerkschaften und autonome Gruppen aus dem linksradikalen Spektrum Göttingens beteiligen, hat mit dazu beigetragen, dass der Rechtsextremismus hier wenig bis gar keinen Boden gewinnen konnte. Trotzdem finden regelmäßig NPD-Demonstrationen, Naziaufmärsche und -kundgebungen mit Teilnehmern aus ganz Deutschland statt, die regelmäßig viele Gegendemonstranten dazu bringen, sich aktiv gegen Rechtsextremismus zu positionieren. Während derartiger Ereignisse müssen die Rechtsextremen und die Gegendemonstranten von einem hohen Polizeiaufgebot getrennt werden. Bei der Explosion eines 65 Jahre alten Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem Göttinger Schützenplatz starben am 1. Juni 2010 drei Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, zwei wurden schwer und vier leicht verletzt; alle waren mit den Vorarbeiten zur Bombenentschärfung beschäftigt. 2025 hat die Europäische Physikalische Gesellschaft (EPS) die Stadt Göttingen wegen ihrer führenden Rolle bei der Entwicklung der Quantenmechanik als „Historische Stätte der Physik“ ausgezeichnet. Die Quantenmechanik und damit die Quantenphysik wurde 1925 in Göttingen begründet. Dazu wurde vor dem Forum Wissen eine offizielle Stele mit der Auszeichnung aufgestellt.
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Eingemeindungen

Folgende Gemeinden wurden nach Göttingen eingegliedert: 1. April 1963: Herberhausen 4. Juli 1964: Geismar, Grone, Nikolausberg und Weende 1. Januar 1973: Deppoldshausen, Elliehausen, Esebeck, Groß Ellershausen, Hetjershausen, Holtensen, Knutbühren und Roringen
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Einwohnerentwicklung

Die Einwohnerentwicklung weist seit dem Mittelalter ein Wachstum auf, das sich mit Beginn der frühen Neuzeit stark beschleunigt hat. 1986 wurde mit offiziell 133.796 hauptwohnlich gemeldeten Einwohnern ein vorläufiger Höchststand erreicht, der jedoch nach der Volkszählung 1987 um 20.000 Personen nach unten korrigiert werden musste, auf 114.698, da die zu hohe Zahl auf einer fehlerhaften Fortschreibung beruhte. In den folgenden Jahren stieg die offizielle Einwohnerzahl zwischenzeitlich auf 128.419 (1997), sank danach leicht ab und pendelte sich ab 2004 bei ca. 122.000 Einwohnern ein. Bis 2013 blieb diese Zahl etwa konstant, als die Zensusdaten zugrunde gelegt wurden und Göttingens offizielle Zahl der hauptwohnlich gemeldeten Personen ein weiteres Mal um etwa 5000 Personen auf 116.420 im Juni 2013 nach unten korrigiert wurde. Sehr viele Studenten hatten sich in der Zwischenzeit beim Fortzug nicht abgemeldet und waren noch als hauptwohnlich gemeldet registriert, was in zu hohen Einwohnerzahlen resultierte. Auf der anderen Seite sind nur etwa die Hälfte der Studenten in Göttingen hauptwohnlich gemeldet. Ende 2019 waren 134.632 Personen mit Haupt- (121.150) oder Nebenwohnsitz (13.482) in Göttingen gemeldet. Das statistische Landesamt ermittelte zum selben Stichtag 118.911 Einwohner. Studentenzahlen der Uni Göttingen: Sommersemester 2004: 23.446, Wintersemester 2004/05: 24.398, Sommersemester 2005: 23.649, Wintersemester 2005/06: 24.400. 2014 lag diese Zahl bei 27.456, von denen 18.391 in Göttingen haupt- oder nebenwohnlich gemeldet waren. Daneben gibt es noch weitere Hochschulen wie die Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst oder die Private Fachhochschule Göttingen (beide zusammen mit 1802 am Standort Göttingen eingeschriebenen Studenten), was einen Studentenanteil von etwa 22 % ergibt (2014). Quellen:
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