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Panoramablick über Wiesmoor – Rathaus, Maschsee und Skyline

Überblick, Epochen & Ereignisse

Geschichte von Wiesmoor

Der Großteil des Gebiets der heutigen Stadt Wiesmoor sowie angrenzende Teile von Nachbargemeinden waren bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts unwegsames Hochmoorgebiet, das sich als Ostfriesisches Zentralhochmoor auf einer Fläche von 241 Quadratkilometern ausdehnte. Das heutige Stadtgebiet blieb lange völlig unbesiedelt, selbst Wege in der frühgeschichtlichen Zeit werden bislang nur vermutet.

Interessantes in Wiesmoor

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Wiesmoor auf der Karte – Orientierung

Kompakte Orientierung Zentrum, Grünräume, Verkehr und Freizeitorte.

Zentrum
– Alltag, Einkauf & Versorgung.

Grünräume
– Parks, Wälder, Naherholung.

Verkehrsknoten
– Bahnhof/Bus, Hauptachsen.

Freizeit & Kultur
– Sport, Bühnen, Museen.

Vereinzelte Funde

Epochen, Ereignisse & Entwicklungen – kompakt erklärt. Epochen, Ereignisse & Entwicklungen – kompakt erklärt. Stadt am Wasser mit viel Grün: Eilenriede, Maschsee, Leineaue – plus kurze Wege in die Innenstadt.

Frühzeit & erste Erwähnungen
– archäologische Spuren, frühe Siedlungen, erste Urkunden.

Namensdeutung & Zugehörigkeiten
– Herkunft des Ortsnamens, Herrschaften, Ämter.

Wandel bis heute
– Wirtschaft, Infrastruktur, Bevölkerung und Alltagsleben.

Wirtschaft & Hochschulen in Jelmstorf

Moorkolonisierung von 1633 bis 1878

Epochen, Ereignisse & Entwicklungen – kompakt erklärt. Epochen, Ereignisse & Entwicklungen – kompakt erklärt. Starke Arbeitgeber, hervorragende Ausbildung und Forschung von Medizin bis Maschinenbau.

Frühzeit & erste Erwähnungen
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Namensdeutung & Zugehörigkeiten
– Herkunft des Ortsnamens, Herrschaften, Ämter.

Wandel bis heute
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Wiesmoor kompakt – Orientierung & Einordnung

Wir kennen Wiesmoor – kurze Wege, starke Quartiere, viel Grün.

Als Immobilienprofis vor Ort ordnen wir Wiesmoor alltagsnah ein: Mikrolagen, Wege im Alltag, Grünräume und Anbindung. Ob Eigentum, Kapitalanlage oder Miete – unsere Einordnung hilft bei Quartierswahl und Entscheidung.

Warum Wiesmoor im Alltag überzeugt

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  • CheckmarkVerschiedene Wohnlagen – vom ruhigen Quartier bis zur zentralen Lage
  • CheckmarkGrün- und Freiräume in der Umgebung
  • CheckmarkGute Erreichbarkeit von Einkauf, Kita & Schule
  • CheckmarkAnbindung per Straße und (falls vorhanden) ÖPNV
  • CheckmarkLokales Vereinsleben & Angebote
  • CheckmarkOptionen für Miete, Kauf & Kapitalanlage

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Fehnsiedlung und Deutsche Hochmoorkultur (1878 bis 1906)

Wilhelmsfehn I und Wilhelmsfehn II wurden von der Großefehngesellschaft bzw. der Spetzerfehngesellschaft angelegt und nach Kaiser Wilhelm I. benannt. Das Auricher Wiesmoor II hingegen wurde als staatliche Fehnsiedlung von Preußen angelegt. Im Jahre 1890 wurde es eine selbstständige politische Gemeinde. Wilhelmsfehn I ist die letzte Erweiterung des Gebietes, das die Großefehn-Gesellschaft kultivierte. Sie erhielt 1878 den Zuschlag zur Abtorfung und anschließenden landwirtschaftlichen Nutzung von 400 Moordiemat Land, was recht genau 400 Hektar entsprach. Der Haupt-Fehnkanal wurde ostwärts ins Moor getrieben. Erstmals wurden danach von der Großefehn-Kompagnie auch sogenannte Inwieken, also Seitenkanäle angelegt, an denen Kolonisten siedeln konnten. Die Interessenten verpflichteten sich, neben der Entwässerung ihres Stückes Moor zur Anlegung von Wegen an den Wieken. Außerdem mussten sie einen Beitrag zur Unterhaltung der Entwässerungsanlagen wie Schleusen zahlen. Wer in Wilhelmsfehn I siedeln wollte, musste demzufolge bereits einiges Geld investieren können. Die Besiedlung erfolgte erst Jahre nach der Anlegung der Fehnkanäle, der erste der Siedler war ein Mann namens Gerhard Schoone, der 1888 ein Stück Land zur Untererbpacht in Besitz nahm. Vier Jahre später zählte die Siedlung vier Häuser, erst danach kam ein zügigerer Ausbau in Gang. 1904 wohnten in 27 Häusern 104 Menschen. Sie lebten nur teils von der Landwirtschaft, sondern verschifften zumeist den abgegrabenen Torf in die Stadt Emden und in die Krummhörn. Wilhelmsfehn II war das letzte Siedlungsvorhaben der Spetzerfehn-Gesellschaft, die dort 300 Hektar Moor vom Staat pachtete und an Untererbpächter weiterverpachtete. Um den Ausbau der Siedlung zügig zu bewerkstelligen, wurden die Kolonate bewusst klein gehalten, eine rein landwirtschaftliche Nutzung damit erschwert. Auch in Wilhelmsfehn II wurde Torf abgebaut und verschifft. Allerdings litten die Schiffer dieser beiden Fehne unter der relativ größeren Entfernung zu den Hauptabsatzgebieten im Vergleich zu den älteren Großefehntjer Siedlungen. Diesen wirtschaftlichen Nachteil konnten sie nicht wettmachen, so dass sie sich in den folgenden Jahrzehnten anderweitig Arbeit suchen mussten. Das etwa 1800 Hektar große Auricher Wiesmoor II hatte als staatliche Gründung den Vorteil, dass die Fehnkanäle zügig angelegt wurden. Viele Kolonate wurden von Alteingesessenen aus Großefehn und Spetzerfehn für ihre Kinder erworben. Bereits 1885 hatte Auricher Wiesmoor II 53 Einwohner, 15 Jahre später waren es 118. Auch der Viehbestand nahm schnell zu, was an der im Vergleich zu den Wilhelmsfehnen größeren Kolonatsfläche lag. Die nächste Stufe der Moorkolonisierung erfolgte im heutigen Stadtteil Marcardsmoor in Gestalt der Deutschen Hochmoorkultur. Federführend war die 1876 eingerichtete Moor-Versuchsstation in Bremen. Die Deutsche Hochmoorkultur verzichtete auf Moorbrand einerseits und auf den Abbau des Torfes andererseits, übernahm von der Fehnkultur jedoch die gründliche Entwässerung des fraglichen Moorgebietes. Nach der Zuwegung wurden die Flächen gepflügt und geeggt und anschließend mit dem inzwischen entdeckten Kunstdünger gedüngt. Die Erfindung des Kunstdüngers war wesentliche Voraussetzung für die erste ostfriesische Siedlung, die nach der Deutschen Hochmoorkultur angelegt wurde. Der Bau des Ems-Jade-Kanals von Emden nach Wilhelmshaven in den Jahren 1880 bis 1888 war die andere. Südlich des Kanals wurde nach 1890 eine Fläche von 2100 Hektar urbar gemacht. Gedüngt wurde mit Kainit ebenso wie mit Chilesalpeter und Thomasmehl. Die Siedler wurden zuvor einer gründlichen Prüfung unterzogen und mussten Erklärungen unterschreiben, welche Arbeitsleistungen ebenso beinhalteten wie Abgaben. Der Staat blieb Eigentümer der Flächen, was jedoch dazu führte, dass die Bindung der Kolonisten an ihre Scholle geringer blieb als wenn sie Eigentümer gewesen wären. Benannt wurde die Kolonie 1892 nach dem Staatssekretär im preußischen Innenministerium, von Marcard, der sich für die Moorkolonisation eingesetzt hatte. Die Einwohnerzahl stieg von 32 (1890) über 266 (1900) auf 391 (1910). Nach 1900 wurde sukzessive die Infrastruktur ausgebaut, mit Gemeindehaus, Krankenstation und Apotheke und schließlich auch einer Kirche (1907), die damit die älteste im Stadtgebiet ist. Nach anfänglicher ackerwirtschaftlicher Nutzung des Bodens gingen die Siedler später mehr und mehr zur Grünlandwirtschaft über, da sie erkannten, dass der Boden dafür trotz intensiver Düngung besser geeignet war. Zudem waren die Siedlerstellen zwar ausreichend bemessen, um Ackerbau zu betreiben, jedoch reichte die Arbeitskraft einer Familie nicht für die Bestellung des gesamten Bodens, weshalb vor dem Ersten Weltkrieg und während des Krieges auch Strafgefangene und Kriegsgefangene zur Arbeit eingesetzt wurden.
Stadtteile in Insel Lütje Hörn – Überblick & Einordnung

Die Anfänge Wiesmoors

Am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden Pläne, den verbliebenen Rest des auf die Landkreise Aurich und Wittmund verteilten Gebiets industriell abzutorfen. Im Gegensatz zu den Fehngebieten, die fast ausnahmslos mit Hacke und Spaten und durch menschliche Muskelkraft entstanden, sollten in Wiesmoor schwere Maschinen zum Einsatz kommen. Dazu gehörten von Anbeginn neue technische Errungenschaften wie Lokomobilen, die auch auf dem moorigen Untergrund genügend Standfestigkeit hatten, und Eimerkettenbagger sowie weitere Bagger. Treibende Kraft zu diesem Plan war der preußische Geheime Rat und spätere Staatssekretär Eberhard Ramm aus dem Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, nach dem später der Stadtteil Rammsfehn benannt wurde. Er überzeugte den Industriellen Carl Friedrich von Siemens von dem Projekt, das Gebiet abzutorfen und ein Torfkraftwerk zu errichten. Als Standort wurde nach Probebohrungen ein Standort im heutigen Stadtkern von Wiesmoor, an dem damals noch unzureichend ausgebauten Sandweg von Strackholt nach Wiesede ausgewählt. Aus wirtschaftlichen Gründen kam der reine Torfabbau und die Verfeuerung anderenorts nicht in Frage. Technisches Hindernis war, wie bei allen Moorkolonisierungsvorhaben, die Entwässerung des Gebietes. Der bereits 1891 bis Neudorf (Gemeinde Uplengen), heute unmittelbar südlich der Wiesmoorer Stadtgrenze gelegen, vorangetriebene Nordgeorgsfehnkanal sollte dazu bis zum Ems-Jade-Kanal verlängert werden und das Rückgrat der Entwässerung bilden. Erst später kam als weitere Funktion die Herstellung einer Wasserstraßenverbindung hinzu. 1906 wurde auf dem heutigen Stadtgebiet mit dem Bau des Kanals begonnen, der Lückenschluss zog sich jedoch bis 1922 hin. Während zu Beginn nur Fachleute und Strafgefangene zum Einsatz kamen, siedelten 1907 die ersten weiteren Einwohner im unerschlossenen Wiesmoor an. 1909 wurde die Überlandzentrale – das Torfkraftwerk Wiesmoor – nach zweijähriger Bauzeit in Betrieb genommen. Es wurde von den Siemens Elektrischen Betrieben eröffnet und 1926 von den Nordwestdeutschen Kraftwerke AG (NWK) übernommen. Das Kraftwerk versorgte große Gebiete zwischen Ems und Unterelbe mit Strom, nachdem die entsprechenden Stromleitungen errichtet worden waren. Erster Betriebsdirektor war Knud Nielsen, nach dem später der Nielsen-Park im Stadtgebiet benannt wurde. Neue Siedler zogen aus den umliegenden Dörfern nach Wiesmoor, darunter auch solche aus den erst nach 1878 angelegten neuen Fehngebieten. Der Bau und Betrieb des Kraftwerks und der dazu nötige Torfabbau versprachen dauerhafte Arbeitsstellen. Sichtbares Zeichen des Wachstums war der Bau einer ersten Schule, der 1913 fertiggestellt wurde. Die Einwohnerzahl Wiesmoors stieg von 151 im Jahre 1914 über 383 (1919) auf 686 (1923). Während des Ersten Weltkriegs wurden Kriegsgefangene für verschiedene Arbeiten eingesetzt, unter anderem legten sie einen Friedhof an. Hintergrund war ein Mangel an Torfarbeitern, die zum Militär eingezogen worden waren. Zugleich stieg der Strombedarf vor allem im Kriegshafen Wilhelmshaven, weshalb über den Ems-Jade-Kanal zeitweise auch Kohle angeliefert und im Kraftwerk mitverfeuert wurde.
Insel Lütje Hörn – Kultur & Freizeit

Weimarer Republik und Nationalsozialismus

Der Domänenfiskus stellte die Abtorfung 1921 ein, das wurde ebenfalls von der NWK unter ihrem Direktor Jan Hinrichs übernommen, nach dem heute ebenfalls ein Stadtteil benannt ist: Hinrichsfehn. Auf den abgetorften Flächen wurden zunächst in Staatsregie Gemüse und Gartenpflanzen angebaut. Die im Torfkraftwerk entstandene Abwärme wurde ab 1925 dafür genutzt, Treibhäuser zu wärmen. Treibende Kraft hinter diesem Plan war Direktor Hinrichs. Mit einer Unterglas-Fläche von 30 Morgen (etwa 75.000 Quadratmeter) entstanden die damals größten Treibhausanlagen Europas. Die Zahl der NWK-Mitarbeiter (inklusive Torfstecherei) betrug 608. Bis 1937 stieg sie auf 745, davon 125 in der Gärtnerei. Die ersten Baumschulen wurden in den Jahren 1926 und 1928 im heutigen Hinrichsfehn ins Leben gerufen, gehörten jedoch im Gegensatz zum Gemüseanbau nicht direkt der NWK an. Die Gemeinde Wiesmoor wurde nach Auflösung des Gutsbezirks Friedeburger Wiesmoor am 1. Juni 1922 gegründet, desgleichen die ebenfalls aus dem Gutsbezirk herausgelöste Gemeinde Mullberg. In den 1920er Jahren wurde der zwölf Hektar große Nielsen-Park angelegt, der damit zu den größten Parkanlagen Ostfrieslands zählte. Eine (lutherische) Kirche am Nordgeorgsfehnkanal wurde in den Jahren 1929/1930 errichtet, es war der erste Kirchenbau im Kernstadtgebiet. Während es bereits 1908 eine erste Postdienststelle gab, siedelte sich die erste Bank (Sparkasse) erst 1924 an. Der weitere Zuzug von Arbeitern führte in den frühen 1930er Jahren zum Anlegen einer weiteren Siedlung im Süden des heutigen Stadtgebiets, Rammsfehn. Sozialdemokratische Ortsvereine sind für den 1. Mai 1919 in Wiesmoor und Voßbarg nachgewiesen, im Kernort zudem seit 1919 eine Ortsgruppe der KPD. Die Sozialdemokraten spielten besonders im Kernort Wiesmoor eine bedeutende Rolle bis in die Endphase der Weimarer Republik. Bei den Wahlen zur preußischen Landesversammlung 1919 hatten sie in Wiesmoor eine ihrer wenigen Hochburgen im Landkreis Wittmund und erzielten die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen, bei den Reichstagswahlen 1920 erhielten sie 41,1 Prozent. Bei der ersten Reichstagswahl 1924 (Mai) konnte die SPD im Kernort 50 Prozent der Wählerstimmen erringen, der Völkische Block kam auf 23,7 Prozent. Im damals noch selbstständigen Marcardsmoor hingegen errangen die Völkischen rund 90 Prozent der Wählerstimmen, ähnlich wie in heute zu Friedeburg gehörenden Nachbargemeinden. In der Zeit der Weimarer Republik stellte sich das politische Leben auf dem Gebiet der heutigen Stadt Wiesmoor sehr unterschiedlich dar. Während der Kernort selbst aufgrund des hohen Arbeiteranteils eine Hochburg von SPD und teils auch KPD war, konnten die Nationalsozialisten in einigen älteren Moorkolonien herausragende Ergebnisse erzielen, ähnlich wie es seinerzeit in den Nachbargemeinden Großefehn und Friedeburg der Fall war. Die erste Ortsgruppe der NSDAP im heutigen Stadtgebiet bildete sich 1930 in Wiesederfehn, im Februar 1932 schließlich folgte auch im sozialdemokratisch orientierten Kernort eine solche Ortsgruppe. Bei den Wahlen bis 1933 setzte sich das fort. So erhielten die Sozialdemokraten bei den Reichstagswahlen 1928 in Wiesmoor 97 Stimmen gegenüber 52 für die rechtsradikalen Parteien, zu einem Zeitpunkt, an dem der Landkreis Wittmund in seiner Gesamtheit bereits die Hochburg der NSDAP in Ostfriesland war und im Reichsvergleich weit überdurchschnittliche Ergebnisse erzielte. Bei den Reichstagswahlen im September 1930 errangen die Sozialdemokraten 50,2 Prozent im Kernort, im benachbarten, damals noch selbstständigen Mullberg erhielt die KPD 14,8 Prozent, einen der höchsten Anteile im Landkreis Wittmund. Die Reichstagswahlen im Juli 1932 erbrachten für die Nationalsozialisten erneute Stimmengewinne. Neben Marcardsmoor, wo sie bereits seit langem hohe Ergebnisse holten, waren sie auch im Stimmbezirk Friedeburger Wiesmoor überaus erfolgreich: Sie holten dort 100 Prozent. Selbst im Kernort Wiesmoor, der Torfarbeiter- und Kraftwerksgemeinde, errang die SPD nur noch eine Stimme mehr als die NSDAP. Bei der Moorkultivierung wurden während der NS-Herrschaft Zwangsarbeiter und Dienstverpflichtete eingesetzt, in einem Falle auch freiwillige Kräfte. So bestand im Sommer 1935 ein Barackenlager in Wiesmoor, in dem etwa 50 arbeitslose Berliner Jugendliche untergebracht waren. Die Jugendlichen mussten zehn Wochen im Moor arbeiten und erhielten danach drei Tage frei, der Tageslohn betrug vier Reichsmark. Schon zuvor war von Arbeitslosen der Sportplatz in Wilhelmsfehn angelegt worden. Junge Frauen wurden ab 1940 vom Reichsarbeitsdienst zwangsverpflichtet, ein Barackenlager bestand in Marcardsmoor. Während des Krieges wurde auch in Wiesmoor ein Arbeitslager für ausländische Zwangsarbeiter eingerichtet. Das Lager wurde von deutschen Sicherheitskräften bewacht, dennoch entkamen am 30. Juni 1942 drei französische Kriegsgefangene, über deren weiteres Schicksal jedoch nichts bekannt ist. Von Kampfeinwirkungen wurde Wiesmoor während des Zweiten Weltkriegs kaum in Mitleidenschaft gezogen. Außer einzelnen „verirrten“ Bombentreffern oder Notabwürfen wurden keine weiteren verzeichnet. Bei Kriegsende in Ostfriesland Anfang Mai 1945 wurde das heutige Stadtgebiet kampflos von kanadischen und polnischen Truppen besetzt.
Sport & Vereine in Insel Lütje Hörn

Nachkriegszeit – Die Großgemeinde entsteht

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf dem heutigen Stadtgebiet nicht nur Flüchtlinge aus den an Polen und die Sowjetunion abgetretenen Gebieten des Deutschen Reiches aufgenommen. Auch aus der „Sowjetischen Besatzungszone“, der späteren DDR, siedelten Menschen nach Wiesmoor über, darunter auch die Erfurter Blumenzuchtfirma Ernst Benary. Sie errichtete einen Saatzuchtbetrieb mit 20 Gewächshäusern und 40 Hektar Freilandfläche. Das kann als der Beginn Wiesmoors als Blumengemeinde angesehen werden. Zwischen 1946 und 1949 entstand eine weitere Torfarbeitersiedlung, die 1951 den Namen Hinrichsfehn erhielt, zu Ehren des Betriebsdirektors der NWK, der den Bau initiiert hatte. Es entstanden 63 einheitlich aussehende Häuser. 1952 fand das erste Blütenfest statt. In jener Zeit besuchten jährlich bereits etwa 40.000 Menschen die Gemeinde, und es entstanden Pläne zum Bau eines Moorbades, einer Freilichtbühne und zum Ausbau des Parks in eine Kuranlage – Anliegen, die zwar 1954 mit dem Bau der Freilichtbühne begannen, teils aber erst nach Jahrzehnten ihren Abschluss fanden. So wurde eine Blumenhalle erst 1969 errichtet. Im Jahre 1951 wurde die Großgemeinde Wiesmoor gebildet. Die Gemeinden Wiesmoor und Mullberg sowie die Gutsbezirke Friedeburger Wiesmoor/nördlicher Teil und Friedeburger Wiesmoor Ost (alle aus dem Kreis Wittmund) sowie die Gemeinden Auricher Wiesmoor II und Wilhelmsfehn, der Gutsbezirk Wilhelmsfehn II und ein kleiner Teil der Gemeinde Voßbarg (alle aus dem Landkreis Aurich) wurden dazu zusammengefasst. Die Großgemeinde wurde nach teils heftiger politischer Diskussion komplett in den Landkreis Aurich integriert. Mit 51,64 Quadratkilometern war sie die flächengrößte Gemeinde Ostfrieslands und zählte 5.166 Einwohner. Der Landkreis Wittmund musste gegen seinen Willen per Gesetz die Gemeinde Wiesmoor und die angrenzenden Gebiete an den Landkreis Aurich abgeben, was durchaus dem Wunsch der dortigen Einwohner entsprach. Allerdings hatte alleine der Kernort Wiesmoor mit seinen Industriebetrieben zuletzt 14,7 Prozent der gesamten Kreisumlage des Landkreises Wittmund aufgebracht, die dieser nun entschädigungslos verlor. Im Zuge der Vereinigung der Gemeinden wurde auch der Straßenbau erheblich verstärkt. So entstand 1952 die wichtige Straßenverbindung entlang des Nordgeorgsfehnkanals (heute Landesstraße 12) nach Remels, durch das seinerzeit noch die B 75 führte – mit Anbindung an Leer einerseits, vor allem aber Oldenburg andererseits. Der Ausbau der Hauptstraße von Strackholt nach Wiesede zur heutigen Bundesstraße 436 erfolgte bis 1961. 1952 beschäftigte das Kraftwerk etwa 1.200 Arbeitnehmer und war damit im damals ansonsten industriearmen Landkreis Aurich der mit weitem Abstand größte industrielle Arbeitgeber. Etwa 120.000 Tonnen Torf wurden jährlich abgebaut und im Kraftwerk damit 100 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. 60 Hektar Fläche wurden jährlich abgetorft und im Anschluss landwirtschaftlich genutzt. Weitere 200 Personen fanden in den angegliederten Gärtnereien der NWK Beschäftigung, deren Produkte wie Tomaten und Gurken bis in europäische Nachbarländer exportiert wurden. Die Bedeutung Wiesmoors für den Landkreis Aurich, der damals noch aus dem Gebiet der heutigen Kommunen Aurich, Wiesmoor, Ihlow, Großefehn und Südbrookmerland bestand, wird dadurch ersichtlich, dass der Bürgermeister Wiesmoors als beratendes Mitglied dem Auricher Kreistag angehörte und dass der Landkreis die Zusage gab, „von der von Wiesmoor aufgebrachten Kreisumlage jährlich einen erheblichen Teil zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufbau dieses Gebiets zu verwenden“. Die Produktion von Strom aus Torf war jedoch zunehmend unrentabler geworden, weshalb die Nordwestdeutschen Kraftwerke die Torfproduktion 1964 einstellten. Um sowohl die Stromerzeugung als auch die Arbeitsplätze zu sichern, gab es ab 1962 Pläne der Norddeutschen Kraftwerke, in Wiesmoor ein Kernkraftwerk mit der Leistung von 40 MW zu errichten, welches das Torfkraftwerk ersetzen sollte. Die Leistung hätte bis 1970 auf 300 MW erweitert werden sollen. Mitte 1964 wurden diese Pläne allerdings eingestellt. Als Hauptursache gilt die mangelnde Rentabilität eines so kleinen Atomkraftwerks. Auch die Versorgung mit Kühlwasser wäre wegen der mangelnden Kapazität des Nordgeorgfehnkanals problematisch geworden. Dennoch gab es Pläne der VEBA für ein größeres Atomkraftwerk mit der Leistung von 600 MW. Ende 1965 gab die VEBA allerdings bekannt, dieses Atomkraftwerk mit noch größerer Kapazität an einem anderen Ort bauen zu wollen. Stattdessen wurde das 1964 abgerissene Torfkraftwerk durch ein Gasturbinenkraftwerk mit 25 MW ersetzt. Wirtschaftliche Erfolge hatte die Gemeinde jedoch einerseits durch den Ausbau des Fremdenverkehrs, womit Wiesmoor eine der ersten Binnenland-Gemeinden Ostfrieslands war, die explizit auf diese Branche setzte. In den 1960er Jahren kam es andererseits auch zur Ansiedlung weiterer Industriebetriebe, die jedoch in späteren Jahrzehnten ihre Produktion wieder einstellen mussten. Dazu gehörten kleinere Textilfabriken, darunter ein Zweigwerk des Herstellers Klaus Steilmann, sowie eines von drei ostfriesischen Zweigwerken (neben Leer und Norden) des Büromaschinenherstellers Olympia-Werke. Das 1950 von Heinrich Bohlen und Heinrich Doyen gegründete Fuhrunternehmen Bohlen und Doyen expandierte hingegen aus eigener Kraft durch den Aufbau neuer Geschäftsfelder und entwickelte sich im Laufe der Jahre zum heute größten privaten Arbeitgeber Wiesmoors. Bis 1964 unbekannt war die dauerhafte Präsenz von Militär in Wiesmoor. In jenem Jahr bezog das Flugabwehrraketen-Bataillon 26 die neu gebaute Fehnkaserne im Süden Wiesmoors. Das Bataillon war Teil des Flugabwehrgürtels der NATO während des Kalten Krieges. Neben Luftwaffen-Angehörigen waren in der Kaserne amerikanische Soldaten stationiert, da in der Abgeschiedenheit Wiesmoors auch Atomwaffen gelagert wurden.
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Von 1972 bis heute

Bei der niedersächsischen Gebietsreform 1972 wurde der Raum Wiesmoor erneut (und bislang letztmals) verwaltungstechnisch neu geordnet. Ziel der Gebietsreform war die Senkung der Zahl von Kleinstgemeinden und die Schaffung von großflächigeren und leistungsstärkeren Gemeinden. Rund um Wiesmoor gab es noch vier Gemeinden, die mit Wirkung zum 1. Juli 1972 an Wiesmoor angeschlossen wurden. Das waren im Landkreis Aurich die Gemeinden Voßbarg und Zwischenbergen sowie im Landkreis Wittmund die Gemeinden Marcardsmoor und Wiesederfehn. Damit musste der Landkreis Wittmund erneut zwei Gemeinden an den Landkreis Aurich abtreten. Alle Gemeinden standen jedoch bereits vor der Kommunalreform in engem Kontakt mit der bisherigen Gemeinde Wiesmoor, was besonders auf die Pendlerbeziehungen zutraf, und hier wiederum in besonders hohem Maße auf Voßbarg und Wiesederfehn. Der zwischenzeitlichen Schließung von Industriebetrieben, vor allem im Textilbereich, begegnete die Gemeinde mit dem weiteren Ausbau des Tourismus als wirtschaftlichem Standbein. Die Gemeinde wurde 1977 zum „staatlich anerkannten Luftkurort“ erhoben. Der Ausbau der touristischen Infrastruktur ging damit einher. So entstanden am Ems-Jade-Kanal in Marcardsmoor ein Campingplatz und ein Bootshafen. Das Radwegenetz wurde ausgebaut. 1977 wurde der bereits in den frühen 1950ern geplante, 15 Hektar große Kur- und Landschaftspark erschaffen, in unmittelbarer Nachbarschaft entstand drei Jahre später das Torf- und Siedlungsmuseum. 1987 kam eine Golfanlage in Hinrichsfehn hinzu, die inzwischen mit 27 Loch die größte Ostfrieslands ist. Am Freitag, dem 13. Januar 1989, kam es über dem Wiesmoorer Ortsteil Hinrichsfehn zur Kollision mehrerer Militärjets im Tiefflug. Ein Tornado der Royal Air Force stieß dabei in nur 150 Metern Höhe mit einer Staffel deutscher Alpha Jets vom Jagdbombergeschwader 43 in Oldenburg zusammen. Einer der Alpha Jets wurde von der britischen Maschine voll getroffen, ein weiterer wurde durch Trümmer leicht beschädigt und konnte noch notlanden. Die Trümmer des Tornado und des Alpha Jet gingen unweit der Grundschule Wiesmoor-Süd nieder, ohne dass es am Boden zu Verletzten kam. Die Insassen der britischen Maschine kamen bei dem Unglück ums Leben. Der Pilot des deutschen Alpha Jet konnte sich schwer verletzt mit dem Schleudersitz retten. In den 1990er Jahren musste Wiesmoor zwei wirtschaftliche Rückschläge verkraften. Mit dem Ende des Kalten Krieges wurde 1993 die Fehnkaserne geschlossen, 1995 die Stromerzeugung in Wiesmoor beendet und im selben Jahr auch das Gasturbinenkraftwerk abgerissen. Nach 88 Jahren endete damit die Phase, der das heutige Wiesmoor seine Entstehung verdankt: der Erzeugung elektrischer Energie. Der daraus hervorgegangene Gartenbau hingegen bildet bis heute ein wirtschaftliches Standbein. Auf dem Kraftwerksgelände wurde ein Bürogebäude errichtet. Am 16. März 2006 wurde Wiesmoor das Stadtrecht verliehen. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann überbrachte persönlich die Urkunde und betonte, dass damit die rasante Entwicklung Wiesmoors innerhalb von nur 100 Jahren gewürdigt werde. Einem Antrag auf Aufstufung von einem Grundzentrum zu einem Mittelzentrum wurde hingegen bereits 1994 nicht entsprochen, und auch im Zuge der Verleihung des Stadtrechts wurden entsprechende Begehrlichkeiten des Rates vom Land nicht beachtet. Im Jahre 2008 zog die Stadtverwaltung in das Bürogebäude um, das auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände errichtet wurde. Seither wird die Stadt von dem Ort aus regiert und verwaltet, dem sie ihre Entstehung verdankt.
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Entwicklung des Ortsnamens

Der Ort ist nach einem Moorgebiet benannt, das unter diesem Namen erstmals 1778 in einer Karte erscheint und das den mittleren Teil des Ostfriesischen Zentralhochmoores bezeichnet. Über die Herkunft des Stadtnamens gibt es verschiedene Hypothesen. Vermutlich wurde das Gebiet so mit den Nachbargemeinden Wiesede und Wiesedermeer in Verbindung gebracht. Der Name selbst wird tautologisch gedeutet, da Wies die Bedeutung von Moor haben könne. Andere mögliche Bedeutungen sind das Wiesige Moor oder Nasses Moor.
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Einwohnerentwicklung

1906 gegründet, lebten acht Jahre später in Wiesmoor erst 151 Einwohner. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte die Einwohnerzahl die 1000er-Marke noch nicht durchbrochen; das geschah erst nach dem Krieg durch die Aufnahme von Flüchtlingen. Die Sprünge in der Einwohnerentwicklung 1951 und 1972 erklären sich durch die Bildung der Großgemeinde Wiesmoor und die Eingemeindung von umliegenden Kleinstgemeinden bei der Niedersächsischen Kommunalreform. Seit den 1990er Jahren ist Wiesmoor durch Zuwanderung aus den neuen Bundesländern, von Spätaussiedlern, aber auch durch den Zuzug von Rentnern und Pensionären aus anderen Teilen Deutschlands gewachsen. Am 31. Dezember 2008 hatte Wiesmoor 13.261 Einwohner, die sich auf etwa 4.000 Haushaltungen verteilten. Das entspricht einer Einwohnerdichte von 160 Personen je Quadratkilometer.
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